Louis et nous 1

Nicl Barbro
Leonie Nagel
Lotte Maiwald
Maarten Van Roy

19.04.18 / 16 - 19h / Stadtgarten Köln


Was mache ich noch hier? Jede Dynamik ist aus der Bewegung veschwunden, das Wort „Bewegung“ taugt schon nicht mehr für die wenigen Übriggebliebenen. Der Kitt, der eine große Menge zusammengehalten hat, ist bröckelig geworden. Vielleicht war das Trennende schlussendlich doch größer, als alles, was uns verbunden hat. Uns ist es ergangen wie allen anderen, welche die Empörung auf die Straße gespült hat: Der Gegner braucht uns gar nicht mehr zu zerreiben, er muss nur bleiben, irgendwann ist die Langeweile oder die Angst vor einer Blasenentzündung stärker als der laue Wind of Change, der so schön unsere Haare zerzaust hat. Genaugenommen sind wir nie ein Wir gewesen. Inzwischen sind wir es, aber ist da eine gute Nachricht? Wir Weitermacher sind kaum mehr als zwei Handvoll Leute, die zwar permanent miteinander sprechen, aber wenn wir ehrlich sind, reden wir die meiste Zeit aneinander vorbei. Es mag sein, dass wir der Moment sind, in dem Protest zur Folklore wird und dadurch noch weiter stabilisiert, was wir eigentlich davonwischen wollten. Wollen, sorry. Auch wenn wir so aussehen, sind wir keine tragischen Figuren. Wir machen weiter, aber nicht als Bewegung. Wir bewegen uns auch nicht mehr, wir sitzen das alles aus, wie unser Gegenüber. Wir malen weiter Transparente, und wenn keine Hände mehr da sind, sie hochzuhalten malen wir halt nur noch. Wir schreiben und lesen immer noch Programme, auch wenn die Bühne fehlt, sie zu verlesen. Wir diskutieren, zwar vorrangig mit uns selbst, aber das ist mehr, als bei den meisten anderen. Vielleicht sind wir nicht der kommende Aufstand, und ganz sicher sind wir nicht der New Yorker Professor, der in seinem Townhouse am Überbau feilt und beim Crémant über die Verhältnisse schwadroniert. Aber wir sind hier, wir sind zusammen und vielleicht wird ja noch etwas aus uns.

What am I still doing here? The movement has no dynamic left—the term "movement" isn’t suitable now that only a few remain. The putty that held the crowd together has begun to crumble. Perhaps what separated us was ultimately bigger than anything that ever connected us. It's happened to us, just as it has to everyone else, whose outrage flushed them out into the streets: The enemy no longer needs to grind us down, they can just stay put and at some point boredom or fear of a bladder infection will overcome the balmy Wind of Change that ruffled our hair so beautifully. Actually, we’ve never been a we. We are now, but is that good news? Us ongoers are no more than a couple handfuls of people and even though we constantly talk with each other, if we’re honest, we mostly talk past each other. It could be that we are the moment when protest becomes folklore—further stabilizing what we had actually wished to wipe from it. Wish, sorry. Even if we look it, we are not tragic figures. We keep going, but not as a movement. We also no longer move, we sit it all out just like our opponent. We continue to paint banners, and when there are no more hands to hold them up we just paint. We still write and read programs, even if there is no stage to read them out on. We have discussions, primarily with ourselves, but that is more than most others. We may not be the next rebellion, and we are certainly not the New York professor, who tweaks the superstructure of his townhouse and mouths off about the circumstances while drinking Crémant. But we are here, we are together and maybe something will become of us.

Moritz Scheper

Übersetzung: Anne Fellner
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Nicl Barbro

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Nicl Barbro

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Maarten Van Roy

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Lotte Maiwald

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Vielen Dank an: Daniela Hartl, Marcel Hiller, Sven Kirschenbauer