Louis et nous 2
Fidschi Fischer
Moritz Grimm & Carla Reuter
Nora Hansen
Katja Kottmann
Text: Lisa Haag
07.07.18 / 16 - 19h
Park am Theodor-Heuss-Ring, Köln (hinter U Ebertplatz)
WIE MAN SICH VERSPRICHT ODER VERSUCH ÜBER EINE NÄHE
(TRUST LIFE IS GOD )
Sich auseinandersetzen auf dem Boden der Tatsachen oder ich würde umständlich bleiben bis zum jüngsten Tag.
Sich auseinandernehmen und seine Sprache sezieren und die einzelnen Teile nebeneinander legen,
bis man sich in diesem Muster einrichten könnte und sodann sich hinsetzen und alles wieder mit vielen, kleinen,
rücksichtigen Stichen zusammennähen.
Ganz behutsam bitte.
Große und kleine und grobe und feine und keine und alle Worte machen.
Sich einen Ort erfinden, immer neue Orte und diese besuchen und sie sich anziehen.
Wie das Haus, in das ich hineingehe in meiner Erinnerung, in meiner Erinnerung immer das Haus.
Zu allen Türen hineingehen und woanders wieder hinaus und barfuss
und auf dem Gang zur Terrasse trocknen die Handtücher, unser vom Schlaf gescheiteltes Haar
und dein verschenktes Gesicht.
Alle Türen stünden offen, wie übrigens auch alle Fenster.
Damit auch die Gespenster in das Haus fliehen können in meinem Geist und in allen meinen Namen.
Und im Größenwahnsinn meines heiligen Katers, höret’, was ich theatral zu sagen weiß,
während ich sitze an meinem Tisch aus Stolz.
Denn ich konnte nur noch in der Übertreibung meine Erlösung befinden und ich war es,
die das älteste Buch geschrieben vor einigen tausend Jahren, nur so.
Sich überall suchen und besuchen und überall manchmal finden und erfinden.
Eine neue Sprache machen, wenn die alte nicht mehr passt, wenn sie nicht spricht zu niemandem,
wenn sie nichts aussagt, nur versagt.
Sich zusammen nähen, sich ausliefern, sich aussetzen.
Sich versprechen, sich versagen und alles wäre ein empfindliches Versehen.
Jeden Tag schauen, ob man noch da ist und wo man bleiben könnte, d.h. wo man atmen kann,
während man das Haus der Verletzten betritt und die Eimer mit dem Blut und das Ringen mit der Wut, alles geht
Hand in Hand.
Im Atemlos bilden sich die Worte und dann stößt man sie aus.
Und dann schneidet man die Buchstaben einzeln heraus und fügt sie immer anders zusammen.
Man entlässt die Worte aus ihrer Bedeutungshaft.
Man lässt sie frei, schmilzt sie und lässt sie hart werden, lässt sie kalt werden, wirft sie dann hoch
und fängt sie wieder auf.
Man darf seine Sätze nicht verlieren, die fortlaufen, man muss die Worte begehen, man muss sie untersuchen.
Alles muss aufgefangen werden, damit man immer wieder anfangen kann.
Alles aufheben und stapeln und überall fragile Türme errichten und dann alles zum Einsturz bringen
und von vorn verlangen, sich zu übersetzen.
Das ist ein Gedicht.
Das ist der Unsinn des Lebens, daraus Sinn zu subtrahieren und alles Liebe, dein Verstand und mein ganzer Ernst,
der auskommen muss ohne Ironie, denn ich bete nur an, ich bete nur an.
Alles gerade so schwer machen, dass man es noch tragen kann und dein zerbrechliches Herz und überall diese Schmerzen
zum Entzünden.
Alles gerade so ernst nehmen, dass man es wieder leicht nehmen kann.
Und hochwerfen in den Himmel und was willst du.
Große Sprünge machen und kleine Sätze aus den Worten der vollkommenen Unschuld oder unschuldigen Vollkommenheit.
Also ganz nackt.
Alles nur so aussehen lassen und verkleiden und nichts in Rechnung stellen oder meine Rechnung zahlt
die Ewigkeit.
Man muss am Sprechen zerbrechen, damit man es schließlich erbrechen kann, wenn genug Zeit vergangen ist und man ging
lange genug bergan, die Worte vor sich her schiebend, die faulen und lauten und lustigen und die irren und müden uswusf. Man muss lange mit ihnen schwanger gehen und etwas Wasser trinken am Brunnen im Wald oder vor der Erschöpfung.
Den Bäumen alles entgegenschleudern und schreien und schreiben und rennen, als gäbe es ein Entkommen.
Sich entgegen laufen an den Rändern der Zeit.
Und sie trägt ihre Sätze wie Fetzen am Leib.
Übermut aus der Wut machen.
Mut aus der Schwermut ausschneiden und an die Wand bannen, und das Unsagbar.
Damit die Worte in all ihren Bedeutungen in einem wachsen, damit man sie eines Tages unschuldig zur Welt bringen kann.
Gedichte wie Kinder.
Wie das Kind, das wir sind, kritzelt SOHNE MONT UNT STÄRNE.
Niemals hat jemand das letzte Wort, darauf mein Wort und sei Verlass.
Ich schwöre.
Ich wiederhole mich nicht im Übrigen, ich hole mich wieder.
In den Wald laufen, wenn man nichts mehr tragen kann, sich wieder anzugehen und Frieden.
Über kleine geheime Pfade sich begegnen und sich überschreiten, so schnell man kann.
Ich wusste, du würdest fallen und ich wusste, du würdest springen, der gestürzten Bäume wegen immer bergab.
Du bist die Königin des Waldes, du kannst es in den Augen der jungen Waldarbeiter nachlesen, die dich passieren lassen,
die dir stumm Geleit und natürlich die Baumdiener.
Sie ist ein Dickicht, verdichtet zur Unkenntlichkeit und grenzenlos verwandt.
Ich trage ein Knäuel aus Gras in meiner Hand.
Und eine Tasche aus Stein.
Wenn du einen Menschen hast und Beine, die dich tragen noch und Hände nicht zu fassen und einen Körper und einen Mund
und deine schönen Augen und Arme und eine Angelegenheit.
Und das sind alles nur Ersuche um Verklärung oder Versuche zur Erklärung und alles könnte unendlich so weitergehen
und du kannst es nicht wissen.
Wenn du nicht mehr sprechen kannst, wirst du schweigen müssen.
Dich konzentrisch lesen oder überleben in den Augen des Anderen, die Sprache ausziehen und eine neue machen,
die Worte ausziehen und sie neu bedeuten.
Dich in der vergebenen Jacke oder Umnachtung auf den Balkon setzen und zusehen, dass es heller wird und den Worten alles nachsehen und den Sätzen nachgehen und was sagst du.
Und dann macht man einen kleinen See aus Tränen und reichert ihn mit Asche an.
Man zündet alle Herzen an und am Ende wäre es Zeit, wieder anzufangen.
„Das Gespräch ist unendlich“
(...)
Fidschi Fischer
Moritz Grimm & Carla Reuter
Nora Hansen
Katja Kottmann
Text: Lisa Haag
07.07.18 / 16 - 19h
Park am Theodor-Heuss-Ring, Köln (hinter U Ebertplatz)
WIE MAN SICH VERSPRICHT ODER VERSUCH ÜBER EINE NÄHE
(TRUST LIFE IS GOD )
Sich auseinandersetzen auf dem Boden der Tatsachen oder ich würde umständlich bleiben bis zum jüngsten Tag.
Sich auseinandernehmen und seine Sprache sezieren und die einzelnen Teile nebeneinander legen,
bis man sich in diesem Muster einrichten könnte und sodann sich hinsetzen und alles wieder mit vielen, kleinen,
rücksichtigen Stichen zusammennähen.
Ganz behutsam bitte.
Große und kleine und grobe und feine und keine und alle Worte machen.
Sich einen Ort erfinden, immer neue Orte und diese besuchen und sie sich anziehen.
Wie das Haus, in das ich hineingehe in meiner Erinnerung, in meiner Erinnerung immer das Haus.
Zu allen Türen hineingehen und woanders wieder hinaus und barfuss
und auf dem Gang zur Terrasse trocknen die Handtücher, unser vom Schlaf gescheiteltes Haar
und dein verschenktes Gesicht.
Alle Türen stünden offen, wie übrigens auch alle Fenster.
Damit auch die Gespenster in das Haus fliehen können in meinem Geist und in allen meinen Namen.
Und im Größenwahnsinn meines heiligen Katers, höret’, was ich theatral zu sagen weiß,
während ich sitze an meinem Tisch aus Stolz.
Denn ich konnte nur noch in der Übertreibung meine Erlösung befinden und ich war es,
die das älteste Buch geschrieben vor einigen tausend Jahren, nur so.
Sich überall suchen und besuchen und überall manchmal finden und erfinden.
Eine neue Sprache machen, wenn die alte nicht mehr passt, wenn sie nicht spricht zu niemandem,
wenn sie nichts aussagt, nur versagt.
Sich zusammen nähen, sich ausliefern, sich aussetzen.
Sich versprechen, sich versagen und alles wäre ein empfindliches Versehen.
Jeden Tag schauen, ob man noch da ist und wo man bleiben könnte, d.h. wo man atmen kann,
während man das Haus der Verletzten betritt und die Eimer mit dem Blut und das Ringen mit der Wut, alles geht
Hand in Hand.
Im Atemlos bilden sich die Worte und dann stößt man sie aus.
Und dann schneidet man die Buchstaben einzeln heraus und fügt sie immer anders zusammen.
Man entlässt die Worte aus ihrer Bedeutungshaft.
Man lässt sie frei, schmilzt sie und lässt sie hart werden, lässt sie kalt werden, wirft sie dann hoch
und fängt sie wieder auf.
Man darf seine Sätze nicht verlieren, die fortlaufen, man muss die Worte begehen, man muss sie untersuchen.
Alles muss aufgefangen werden, damit man immer wieder anfangen kann.
Alles aufheben und stapeln und überall fragile Türme errichten und dann alles zum Einsturz bringen
und von vorn verlangen, sich zu übersetzen.
Das ist ein Gedicht.
Das ist der Unsinn des Lebens, daraus Sinn zu subtrahieren und alles Liebe, dein Verstand und mein ganzer Ernst,
der auskommen muss ohne Ironie, denn ich bete nur an, ich bete nur an.
Alles gerade so schwer machen, dass man es noch tragen kann und dein zerbrechliches Herz und überall diese Schmerzen
zum Entzünden.
Alles gerade so ernst nehmen, dass man es wieder leicht nehmen kann.
Und hochwerfen in den Himmel und was willst du.
Große Sprünge machen und kleine Sätze aus den Worten der vollkommenen Unschuld oder unschuldigen Vollkommenheit.
Also ganz nackt.
Alles nur so aussehen lassen und verkleiden und nichts in Rechnung stellen oder meine Rechnung zahlt
die Ewigkeit.
Man muss am Sprechen zerbrechen, damit man es schließlich erbrechen kann, wenn genug Zeit vergangen ist und man ging
lange genug bergan, die Worte vor sich her schiebend, die faulen und lauten und lustigen und die irren und müden uswusf. Man muss lange mit ihnen schwanger gehen und etwas Wasser trinken am Brunnen im Wald oder vor der Erschöpfung.
Den Bäumen alles entgegenschleudern und schreien und schreiben und rennen, als gäbe es ein Entkommen.
Sich entgegen laufen an den Rändern der Zeit.
Und sie trägt ihre Sätze wie Fetzen am Leib.
Übermut aus der Wut machen.
Mut aus der Schwermut ausschneiden und an die Wand bannen, und das Unsagbar.
Damit die Worte in all ihren Bedeutungen in einem wachsen, damit man sie eines Tages unschuldig zur Welt bringen kann.
Gedichte wie Kinder.
Wie das Kind, das wir sind, kritzelt SOHNE MONT UNT STÄRNE.
Niemals hat jemand das letzte Wort, darauf mein Wort und sei Verlass.
Ich schwöre.
Ich wiederhole mich nicht im Übrigen, ich hole mich wieder.
In den Wald laufen, wenn man nichts mehr tragen kann, sich wieder anzugehen und Frieden.
Über kleine geheime Pfade sich begegnen und sich überschreiten, so schnell man kann.
Ich wusste, du würdest fallen und ich wusste, du würdest springen, der gestürzten Bäume wegen immer bergab.
Du bist die Königin des Waldes, du kannst es in den Augen der jungen Waldarbeiter nachlesen, die dich passieren lassen,
die dir stumm Geleit und natürlich die Baumdiener.
Sie ist ein Dickicht, verdichtet zur Unkenntlichkeit und grenzenlos verwandt.
Ich trage ein Knäuel aus Gras in meiner Hand.
Und eine Tasche aus Stein.
Wenn du einen Menschen hast und Beine, die dich tragen noch und Hände nicht zu fassen und einen Körper und einen Mund
und deine schönen Augen und Arme und eine Angelegenheit.
Und das sind alles nur Ersuche um Verklärung oder Versuche zur Erklärung und alles könnte unendlich so weitergehen
und du kannst es nicht wissen.
Wenn du nicht mehr sprechen kannst, wirst du schweigen müssen.
Dich konzentrisch lesen oder überleben in den Augen des Anderen, die Sprache ausziehen und eine neue machen,
die Worte ausziehen und sie neu bedeuten.
Dich in der vergebenen Jacke oder Umnachtung auf den Balkon setzen und zusehen, dass es heller wird und den Worten alles nachsehen und den Sätzen nachgehen und was sagst du.
Und dann macht man einen kleinen See aus Tränen und reichert ihn mit Asche an.
Man zündet alle Herzen an und am Ende wäre es Zeit, wieder anzufangen.
„Das Gespräch ist unendlich“
(...)